Generation Z und digitale Medien

„Auf WhatsApp gibt es massenhaft kitschige Videos von Oma“ – Generation Z und digitale Medien

Als das erste iPhone auf den Markt kam, waren die vier Interviewpartner noch Kleinkinder. Morgane (14), Pepe (13), Anisha (15) und Friedrich (14) gehören zur Generation Z, also zur Altersgruppe der 1995 bis 2010 geborenen. Dieser Generation wird nachgesagt, sie sei „always on“ und deshalb immer bestens informiert.

Können sich die Vier ein Leben ohne Internet vorstellen? Wie wirkt sich digitale Kommunikation auf ihre Freundschaften aus? Was denken Jugendlichen wirklich über die digitale Welt? Unsere UX-Designerin Britta Bouziane hat einfach mal gefragt:

Ein Interview mit der Generation Z

Seid ihr immer übers Handy erreichbar?

Pepe: Ich bin eigentlich immer über soziale Kanäle erreichbar.

Morgane: Mein Handy habe ich immer dabei – ich bin aber nicht immer im Netz.

Friedrich: Ich bin nicht immer erreichbar und habe das Handy zu Hause gerne aus. Wenn ich unterwegs bin, bin ich aber dauerhaft über WhatsApp erreichbar.

Und wenn ihr in der Schule seid, dürft ihr das Handy dort eingeschaltet haben?

Pepe: In der Schule habe ich es in den Pausen immer an. Laut Schulregeln darf man das aber nicht und im Unterricht darf man es nur zum Recherchieren nutzen, wenn man fragt.

Anisha: Wir respektieren diese Regeln aber nicht.

 

Mittlerweile haben Kinder ja schon in der ersten Klasse ein Handy. Das ist zu krass. (Friedrich)

Wisst ihr noch, wann ihr euer erstes Handy bekommen habt?

Anisha: Mein erstes Handy hatte ich mit elf, es war ein Smartphone, was mir mein Papa geschenkt hat, meine Mama hat es mir aber weggenommen und in ein Tastentelefon umgewandelt ohne Internet.

Friedrich:  Ich habe in der 2. oder 3. Klasse ein Klapphandy zum Anrufen bekommen.

Morgane: In der 3. Klasse habe ich ein Nokia bekommen, damit ich auf dem Schulweg erreichbar war.

Friedrich:  Mittlerweile haben Kinder ja schon in der ersten Klasse ein Handy. Das ist zu krass. Mein Stiefbruder ist erst sieben Jahre und hat ein iPhone.  Alle seine Freunde haben schon ein Smartphone. Das ist richtig schlimm.

Morgane: Ich kenne auch ein Mädchen in der Grundschule, die hat eine Apple Watch und ein iPad.

Pepe: Alter… warum hat sie das bekommen? Ich würde als Eltern meinem Kind kein digitales Gerät zum Angeben schenken, aber für viele scheint es ja ein echt wichtiges Statussymbol zu sein.

Friedrich: Die vergleichen sich in der Klasse und wollen mithalten können.  Aber mein Eindruck ist, dass Handys für Kinder viel früher ein Thema sind und mehr als Statussymbol fungieren.

Anisha:  Übrigens gibt es ganz andere Jugendliche in unserer Altersgruppe, die spielen nur mit ihren digitalen Geräten –  Tag und Nacht.

Auf welchen sozialen Kanälen seid ihr unterwegs und welche Kanäle nutzt ihr für was?

Friedrich: Ich nutze nur WhatsApp und YouTube. Ich kommuniziere so mit Freunden und mit der Familie. Unsere Familiengruppe ist echt schlimm, da gibt es massenhaft kitschige Videos von der Oma.

Pepe: Von meiner Oma auch!

Friedrich: … so krasse, ganz kitschige Sachen wie eine Gruppe japanischer Mädchen, die Geige spielen. Und dann fühle ich mich genötigt, zurück zu schreiben. Wenn ich das nicht mache, ist meine Oma pikiert.

Morgane: Ich nutze neben Instagram und WhatsApp auch gerne Snapchat.  Da snappe ich mit anderen und baue Flammen auf, wenn ich mit jemandem oft hin- und her snappe.

Anisha: Ich benutze WhatsApp zum Schreiben und den Facebook Messenger, um mit Papa zu schreiben, weil der kein WhatsApp benutzen will. Dann bin ich noch auf Instagram, YouTube und Musical.ly (Gelächter), aber eher zum Anschauen.

Was für Leute sind so auf Musical.ly unterwegs?

Pepe:  Auf Musical.ly begegnet man nur kleinen Mädchen – ich kenne keinen männlichen Nutzer von Musical.ly.

Friedrich: Die meisten sind zwischen zehn und fünfzehn Jahre alt. Wie ist das eigentlich, wenn ihr auf Instagram seid, scrollt ihr dann ewig runter?

Anisha: Ja, das habe ich mal drei Stunden gemacht

Friedrich: Dann hast du dich doch danach mies gefühlt, oder? Und so richtig doll geschämt.

Morgane: Warum?

Friedrich: Weil das übelste Zeitverschwendung ist – unvorstellbar …

 

Ich habe früher viel gelesen, bis ich ein Handy bekommen habe. Jetzt lese ich nix mehr. (Morgane)

Nutzt ihr auch traditionelle Medien, wie Bücher, Radio oder TV?

Anisha: Ich schaue fast gar kein Fernsehen außer GNTM und ich lese Bücher sehr gerne.  Außerdem höre ich Kassetten (alle kichern). So TKKG und Die Drei ??? und ganz selten Musicals – zum Dösen auf dem Bett. Das Handy ist aber trotzdem immer in meiner Hand.

Morgane: Ich habe früher viel gelesen, bis ich ein Handy bekommen habe. Jetzt lese ich nix mehr. Fernsehen schaue ich nur einmal im Jahr, wenn GNTM läuft.

Was haltet ihr von Influencern?

Morgane: Ich bin lange Lina Larissa Strahl auf Instagram gefolgt, jetzt aber nicht mehr. Ich folge gerne Schauspielern aus Serien, weil die mich interessieren.

Pepe:  Ich folge auf Instagram Fußballern, wenn man die als Influencer bezeichnen kann. Ansonsten folge ich auf YouTube verschiedenen Leuten, aber eher wegen den Inhalten – deren Leben interessiert mich weniger.

 

Politische Meinungsäußerungen finde ich fast immer blöd im Internet, denn die Leute sind ziemlich respektlos und gemein. (Pepe)

Wie wichtig sind soziale Medien als Plattform für die Selbstdarstellung?

Pepe: Ich finde es super, dass es soziale Medien gibt – obwohl ich gerade nix aktiv poste. Aber ich drehe selbst oft Filme und hätte so die Möglichkeit, die zu posten. Gut ist, dass auf YouTube jeder die gleiche Chance hat berühmt zu werden. Man kann dort alles machen.  Aber politische Meinungsäußerungen finde ich fast immer blöd im Internet, denn die Leute sind ziemlich respektlos und gemein, weil es anonym ist – das ist dumm.

Friedrich: Ich habe es aufgegeben bei Instagram was zu posten, und schreibe auch keine Kommentare mehr –  das ist vorbei. Was da an Kommentaren im Netz ist, das ist auf einem schlechten Niveau. Ich muss meine Meinung da nicht präsentieren. Besser in der echten Welt.

Generation Z

Habt ihr mit euren Eltern oft Streit wegen der Nutzungsdauer von digitalen Medien oder den Inhalten, die ihr nutzt?

Morgane: Meine Eltern wissen nicht, was ich da mache. Meine Mutter sagt nix, wenn ich lange drin bin. Mein Vater sagt aber was und deshalb bin ich in seiner Nähe nicht so oft am Handy. Wenn er ins Zimmer kommt, lege ich es schnell weg.

Anisha:  Meine Mutter weiß nicht, wie oft ich am Smartphone bin. Aber wenn meine Mutter was mit mir machen will und ich bin am Handy ist sie sauer, wenn ich dann sage: „Nee, keine Lust“.

Nutzt ihr digitale Medien für die Schule?

Pepe: Wir sollen zum Recherchieren für die Schule eher Bücher benutzen.

Friedrich: Ich schaue gern auf YouTube Videos an, um in ein Thema einzusteigen. Insofern nutze ich für die Schule schon oft Google oder YouTube. Wikipedia eher nicht so. Auf YouTube gibt es einfach die besten Sachen. Es ist pervers, aber manche Schüler denken, sie können alles aus dem Netz kopieren. Und wenn die Lehrer das dann merken –  weil die Formulierung nicht zum Schüler passt – hat der Schüler keine Chance. Bei unserer letzten Facharbeit gab es sieben Plagiate.

Wie stellt ihr euch ein Leben ohne digitale Medien vor?

Pepe: Wenn ich ohne digitale Medien aufgewachsen wäre – wäre es okay. Aber wenn ich jetzt der Einzige wäre, dem es aus dem Leben gerissen würde, wäre es doof.

Anisha: Ich war mal fünf Monate ohne digitale Medien, ich war abgeschottet. Es war traurig und einsam.

Friedrich: Ich kommuniziere mit meinen Freunden wenig übers Internet. Ich käme damit klar. Ich treffe meine Freunde beim Taekwondo – aber wenn Freunde weit weg wohnen, dann gehen sie ohne digitale Medien verloren.

Morgane: Wenn plötzlich von allen das Handy weg wäre, wäre das zwar okay, aber ich wüsste nicht, womit ich mich beschäftigen soll …

Anisha: …du würdest raus gehen und spielen.

 

Manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich einfach schnell nach Hause möchte, damit ich mein Handy aufladen kann. (Anisha)

Habt ihr schon mal das Gefühl gehabt, dass digitale Medien süchtig machen?

Friedrich: Bei mir war es damals so, als ich ewig auf Instagram gescrollt habe. Ich finde es krank, wenn man aufwacht und sofort auf Instagram unterwegs ist. Das sollte nicht zur Routine gehören, denn dann hat man das Gefühl von Sucht. Deshalb habe ich auch damit aufgehört.

Anisha: Manchmal fällt mir gar nicht auf, dass ich schon ewig dran bin. Wenn ich dann von allein aufhören möchte, dauert es dann doch eine Weile bis ich es wirklich tue. Die Sucht ist da und manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich einfach schnell nach Hause möchte, damit ich mein Handy aufladen kann.

Morgane: Ich bin süchtig, weil ich schon die meiste Zeit da dran bin. Wenn ich nix besonderes zu tun habe, bin ich immer im Internet.

Britta Bouziane

Britta Bouziane ist Konzepterin bei mediaworx Berlin AG und beschäftigt sich seit Ende der 90er Jahre hauptberuflich mit der digitalen Welt. Wenn Britta nicht digital unterwegs ist, joggt sie gern durch das abendliche Berlin und hört laut Garage Punk.

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