Junge Gründer präsentierten am 24. Juni 2015 in Berlin ihre Geschäftsideen für die Touristik und wetteiferten um den Sieg des renommierten “VIR Innovationswettbewerb Sprungbrett 2015“ . In der Kategeorie “established” konnten etablierte Unternehmen Ihre neuen Ideen vorstellen und einen Gewinn mitnehmen.
Lesen Sie, welche Ideen zum Thema: „Innovationen- einen Schritt voraus sein” präsentiert wurden, und wer einen der tollen Preise mitnehmen konnte.
The Winner of category “Startup” is:
1.) Beachinspector: hier finden Urlauber den perfekten Strand
2.) Distribusion: das erste globale Distributionssystem für den Fernbusmarkt
3.) Hotelbeacons: eine Bluetooth-Technologie, die vorab definierte Präferenzen von Hotelgästen in Echtzeit ermittelt
The Winner of category “established” is:
1.) Expedia mit neuem Meeting Market Tool
2.) Wirecard mit einem Prozess zur Kreditkartenzahlung ohne Medienbruch zwischen OTA und Veranstalter
3.) FeWo Channelmanger mit einer Backend-Lösung für alle relevanten Vertriebsportale
Ablauf der Veranstaltung
Nach den üblichen Eröffnungs-, Begrüßungs- und Bedankungszeremonien erzählte Jessica Brockman, Gewinnerin des Sprungbrett Award 2014 mit dem Konzept “Mylocalscouts #tourismforgood”, wie das letzte Jahr für sie gelaufen ist. Zitat: “Vieles durften wir über die Reisebranche lernen, spannendes, inspirierendes aber auch irritierendes – wir sind gespannt wohin sich die Branche bewegt, ein Teil davon werden wir immer sein und bleiben.“
Die Veranstaltung wurde von VIR-Vorstand Michael Buller eröffnet und moderiert von Gereon Krahn, Bereichsleiter E-Commerce bei Berge&Meer. Dieser führte fröhlich und scherzend durch die Veranstaltung, begrüßte viele Teilnehmer persönlich, ließ auch ein Happy Birthday für jemanden aus dem Publikum singen und geizte nicht mit Insider Anspielungen, so dass alle ihren Spaß hatten.
Die Geschäftsideen aus der Kategorie “established”
Die Teams hatten 7 Minuten Präsentationszeit, anschließend mussten sie sich den Jury Fragen stellen. Diese Fragerunden fühlten sich manchmal ein klein wenig an wie “Deutschland-sucht-den-Superstar”, insgesamt jedoch wurden die vorgestelten Geschäftsideen sehr genau und überlegt hinterfragt.
Campanda
Ein Portal für die Vermietung von Freizeitfahrzeugen. Der Großteil des Angebotes ist noch gewerblich, die Innovation dabei besteht darin, ein peer-to-peer Produkt anzubieten. Die Nachfrage ist vorhanden: Im Vergleich werden 110 mil. Nächte im Jahr in Freizeitfahrzeugen verbracht, das macht 1/4 der Hotelübernachtungen aus. Dabei stehen die eigenen Fahrzeuge die meiste Zeit des Jahres herum und kosten Geld. Campanda möchte mit diesem ungenutzten Potential eine Angebotslücke schließen.
Expedia Meeting Market Tool
Eine schöne Präsentation, aufgebaut auf der Geschichte von “Irma”, die eine Tagung organisieren soll und schließlich daran verzweifelt, weil sie keinen Anbieter findet. Felix Undeutsch von Expedia führte aus, dass das neue Meeting Market Tool erstmals die Organisation von Tagungen in Echtzeit buchbar macht. Hier sei die Bemerkung erlaubt, dass bei HRS bereits seit Jahren die direkte Online-Buchung von Tagungen bis zu 10 Teilnehmern möglich war.
Bisher sind rund 100 Hotels in Deutschland in den Soft Launch eingebunden.
Aus meiner Sicht gab es jedenfalls schon viele Pluspunkte fürs gelungene Storytelling.
Expedia Meeting Market Tool ansehen
FeWo channelmanager
Diese Anwendung soll einen Buchungsservice auf die Seiten der Ferienwohnungs-Gastgeber bringen. Außerdem kann auch gleich eine Website mitgebucht werden. Das große Plus ist die Verteilung des Angebotes auf alle großen Portale. Die Daten werden zentral auf dem FeWo Channelmanager gepflegt. Es sind keine Verträge mit Portalen einzugehen. Die Online Buchung ist für viele private Anbieter noch ein Novum.
Traveltainment
TT stellte einen Hotelmanager für Veranstalter vor (eine App) auf der man nach dem “Hot or not Prinzip” Hotels bewerten und so eine recommendation engine aufbauen kann. Mit ein paar Klicks verrät der User viel über sein Profil, ganz nach der facebook Erkenntnis, dass 150 likes schon ausreichen um ein Psychogram des Nutzers zu erstellen.
Die Rückfrage aus der Jury, ob das Prinzip denn schon am Kunden getestet wurde, brachte den Speaker etwas in Verlegenheit, daran wurde wohl nicht gedacht, es soll aber im ersten Piloten durch Einbau von Event-Tracking aufgeholt werden.
UNIQ
Das Portal Urlaubsguru arbeitet redaktionell, sucht für den User den besten Preis-Leistungs-Deal und präsentierte als Beispiel eine Reise für 7 Euro nach Ägypten, die auf einem error file beruhte. Das machte die Veranstalter nicht so glücklich. Die Jury hatte zunächst Schwierigkeiten, hier die Innovation zu sehen. Urlaubsguru sagt: “Wir wollen die uninspirierten dazu inspirieren Reisen zu machen und wir sind das einzige Portal mit reisebüro 2.0”. Mit “reisebüro 2.0” ist das Online Forum von Urlaubsguru gemeint, indem individuelle Urlaubsanfragen beantwortet werden.
Wirecard travel token
Die Wirecard Technologies GmbH stellt eine Prozess zur Kreditkartenzahlung ohne Medienbruch zwischen OTA und Veranstalter vor. Der Vortrag war technisch fundiert gehalten, das Konzept überzeugte.
Zu Wirecard travel token
Die Geschäftsideen der Startup Unternehmen
In dieser Runde wurde noch präziser gefragt, auf den Zahn gefühlt und nachgebohrt um Schwächen in den Gaschäftsmodellen aufzudecken, aber auch um Tipps und Empfehlungen für die Startups abzuleiten.
Ein wichtiges Thema war häufig die Skalierbarkeit des angebotenen Content.
Die Idee vom
Beachinspector
Strandurlaub ist die am meisten gebuchte Urlaubsart. Deshalb wollen die Beachinspektoren die Strände dieser Welt erfassen und in 719 standardisierte Datensätzen strandhungrigen Urlaubern zugänglich machen.
Die Daten werden selbst erhoben,z.bsp. von den Beach Inspektoren, zertifizierten Korrespondenten aber auch User Generated Content trägt zum Aufbau der riesigen Datenbank bei. Geld soll durch Provisionen, Click out Modelle und Partner der Reiseindustrie verdient werden.
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Distribusion
Global gesehen ist der Fernbus das meistgenutzte Verkehrsmittel. Distribusion entwickelt das erste globale Distributionssystem (GDS) für den Fernbusmarkt. Im Ausland ist das Reisegeschäft mit Fernbussen (die z.B. gekühlte Anhänger für Haustiere mitführen) schon weit voraus.
Mehr erfahren über Distribusion
Hotelbeacons
Hier geht es um den perfekt personalisierten Hotelaufenthalt, ermöglicht durch Bluetooth-Technologie in Verbindung mit einer App, die das ganz persönliche Hotelerlebnis ermöglicht. Angefangen bei automatischer Gäste-Erkennung und -Begrüßung, Präferenzen Ermittlung, Feedback in Echtzeit, Loyalty Management, Reduzierung von Mitarbeitr Trainings …
Unterm Strich scheinen die Hotels sehr für die Digitalisierung empfänglich zu sein, sie wollen sich schließlich auf den modernen Reisebetrieb vorbereiten. Die kritische Jury-Frage, was denn geschehe, wenn die Gäste Bluetooth abschalten, wurde durch eine Studie der Deutschen Bahn entkräftet, nach der 70 Prozent der Gäste mit aktiviertem Bluetooth reisen.
Conichi, Anbieter von Hotelbeacons
Naturtrip
Hier geht’s um Ausflüge ins berliner Umland ohne Auto. Hinaus ins Grüne mit den Öffis. Eine richtig schöne Routing Idee, angebunden ans VBB, hehres Ziel ist es, CO2 einzusparen. Über eine Kartenanwendung findet man Ziele für Freizeitaktivitäten (das Übliche: Wasserwandern, Klettern, Fahrradfahren, Kultur), die allesamt mit öffentlichen Verkehrsmitteln innerhalb einer gewählten Zeitspanne zu erreichen sind. Die Jury interessierte sich dafür, wo der Content herkäme, und wer das klassifiziere. Bisher wird der Content self-made und User Generated produziert.
Naturtrip ausprobieren
RETRAVEL
RETRAVEL verkauft Reisebuchungen von Leuten, die selbst verhindert sind und daher stornieren müssten. Der Vortrag war aus meiner Sicht einer der besten, gut recherchiert, solide und spannend präsentiert.
Hinter der Idee, stornierte Reisen zu verkaufen steckt ein riesiges Potential. Allerdings sind die klassischen Reiseveranstalter nicht so “amused”, da sie mit Storno Geld gewinnen. Bei reinen Flugbuchungen lohnt sich der Service nicht da der Name Change in der Praxis noch problematisch ist, aber auch hier möchte RETRAVEL eine Lösung finden. Es folgte eine spannende Diskussion, das Team von Retravel musste sowohl Anerkennung als auch offene Ablehnung einstecken.
Seit Mai 2015 ist RETRAVEL mit einem Prototypen am Markt und vermittelt aktuell Hotels und Ferienwohnungen, im Laufe des Jahres kommen noch Pauschalreisen dazu. Investor ist der Axel Springer Plug and Play Accelerator.
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Was noch?
Im Rahmen der Veranstaltung gab es eine “Experience” Lounge, in der die Agentur Ray Sono Carrerabahn-Rennen anbot, Physioangels massierten müde Nacken, Virtual travel bot Oculus Rift Brillen an und bei der Hanse Merkur erhilet man Schrittzählern um damit an einem Laufwettbewerb teilzunehmen. Da die Schrittzähler jedoch nur Schritte zählen muss das Ergebnis täglich manuell auf die Plattform tappa.de übertragen werden. Ich bin mir nicht sicher, wie ernst das Ganze im Zeitalter von Wearables gemeint ist.
Abendveranstaltung
Abends wurde die Drohung wahrgemacht und viele der Teilnehmer kamen tatsächlich in Krachlederhosen und Dirndl zur Preiseverleihung.
Am Lautesten jubelte das Team von Expedia über Platz 1, aber alle Gewinner freuten sich sehr und konnten beachtliche Preise mit nach Hause nehmen (Geld, Sachwerte und Dienstleistungen von den Sponsoren der Veranstaltung).
Im Anschluss an Preisverleihung und diverse Showeinalagen wurde bei Steak, Wurst und Kartoffelsalat networked.
Die richtige Party fand im Anschluss in Hotelbars und anderen Locations statt und dauerte wie es sich gehört bis morgens um fünf.
Weiterführende Links:
Die VIR Innovationstage und der Innovationswettbewerb “Sprungbrett” im Netz
Bildergalerie von den VIR Online Innovationstagen 2015 auf den Seiten der fvw Online: