Screenshot aus dem Vidoe-Call

Einblick in das Leben eines Software-Testers: Ein Interview mit Christian Hoffman

In der heutigen Zeit, in der die Digitalisierung in fast allen Bereichen unseres Lebens eine Rolle spielt, ist die Qualität von Software entscheidend. Doch wer sorgt dafür, dass alles reibungslos funktioniert? Wer stellt sicher, dass Fehler gefunden und behoben werden, bevor sie den Endbenutzer erreichen? Genau hier kommen Software-Tester:innen ins Spiel. Christian Hoffman, Diplom-Pädagoge mit Hintergrund im sozialen Bereich, hat sich 2021 in diese spannende Welt des Software-Testens begeben. Heute arbeitet er nicht nur als Software-Tester, sondern auch als Release-Manager und Customer Help Manager bei mediaworx. In einem kurzen Interview gibt er uns einen Einblick in seinen Arbeitsalltag, spricht über die Herausforderungen und Freuden seines Berufs und teilt seine Erfahrungen als Quereinsteiger in der IT-Branche. Erfahren Sie, wie ein typischer Tag für ihn aussieht, welche Fähigkeiten für seinen Job wichtig sind und wie er zum Software-Testing gekommen ist.

Hi Christian! Mensch, sieht nicht so aus, als wenn du im Büro oder zu Hause bist. Von wo aus arbeitest du denn gerade?
Hallo! Ja, ich bin gerade in der Sächsischen Schweiz und arbeite von hier aus. Für unser Gespräch habe ich mir ein schattiges Plätzchen im Garten gesucht. Ist super hier.

Erzähl doch mal, was du heute schon gemacht hast.
Na klar, also, heute ist ja Donnerstag und bei uns im Projekt ist donnerstags immer Release. In der Regel alle zwei Wochen, aber bei Bedarf auch wöchentlich. Das heißt, dass wir heute unsere Release-Planung für das nächste Release hatten. Und später heute Nachmittag wird noch das aktuelle Release veröffentlicht. Bei der Planung waren die Backend- und Frontend-Kollegen, unsere Business-Analystin und unser UX-Designer mit dabei. Auch beim Release später wird der Großteil des Teams dabei sein. Wir nennen das auch gerne Release-Party. Und zwar nicht ohne Grund.

Gehört die Release-Planung zu den Standard-Aufgaben von Tester:innen?
Nein, ganz und gar nicht. Das hat sich bei uns im Projekt so entwickelt. Wir – also meine Kollegin Tanya und ich – haben einfach den besten Überblick über alles, was im Projekt läuft.

Wie hat man sich denn so ein Release-Planing vorzustellen?
Das ist ein Meeting, in dem geplant wird, was im nächsten Release live gehen soll. An diesem Meeting nehmen auf jeden Fall immer Kollegen aus dem Frontend und Backend teil. Heute waren auch unsere Business Analystin und unser UX-Designer mit dabei. Tanya und ich kümmern uns dafür um sämtliche Aspekte des Release-Management, damit die Releases reibungslos über die Bühne gehen.

Und was war heute sonst noch so los?
Neben dem Planing gibt es natürlich ganz normale Software-Tester:in-Aufgaben. Das sind zum Beispiel Bugs, die vom Kunden gemeldet werden. Wir nehmen die dann auf, schreiben Tickets, sprechen mit dem Team und so weiter. Außerdem arbeiten wir natürlich an den ganz normalen Tests unserer Features für das nächste Release. Und unser Team arbeitet gerade auch am Refactoring eines wichtigen Teils unserer Anwendung, der sehr aufwändig zu testen ist. Dazu kommt immer auch eine ganze Menge Kommunikation mit den Kunden. Die sind froh, dass sie sich auch direkt an uns wenden können und wir uns dann um alles kümmern. Seien es Bugs, die plötzlich auftauchen, oder Anfragen nach neuen Features.

Du sagst, dass die Kunden sich meistens direkt an euch wenden. Das hört sich ja schon fast nach Customer Support an.
Ja, das stimmt. Meine Job-Beschreibung beinhaltet das mittlerweile tatsächlich neben allem, was zum Softwaretesten gehört auch.

Wie ist das denn organisiert?
Einer von uns, also Tanya oder ich sind immer ansprechbar. Wir koordinieren das untereinander.

Was machst du als Software-Tester denn jetzt genau?
Also, die Hauptaufgabe ist die Qualitätssicherung. Dazu stellen wir den Fahrplan, die Teststrategie auf. Die einzelnen Tests können einfach und schnell gehen. Aber in anderen Fällen ist es sehr komplex und es dauert ziemlich lange, so eine Test-Tabelle zu erstellen. Da arbeiten wir auch oft mit entsprechenden Experten aus dem Team zusammen. Auch die Tests an sich können sehr aufwändig sein. Außerdem gibt es viele Faktoren – auch von außen, die solche Tests beeinflussen.

Wie bist du eigentlich Softwaretester geworden?
Ich bin eher durch Zufall zum Softwaretesten gekommen. Eigentlich habe ich – wie viele andere Softwaretester:innen auch – vorher in einem ganz anderen Bereich gearbeitet. Ich habe als erstes die ISTQB-Zertifizierung gemacht. Da lernt man alles Grundlegende zum Testen. Das Zertifikat ist international anerkannt und ein guter Einstieg. Man kann sich darauf aufbauend über verschiede Lehrpfadenz.B. als Technischer Tester oder in die Richtung Agile Testing spezialisieren. So eine ganz “klassische” Softwaretester-Ausbildung gibt es von der Zertifizierung mal abgesehen nicht. Wenn man beispielsweise Informatik studiert (hat), hat man natürlich einen ganz anderen Zugang zu der Materie.

Heißt das, dass man als Softwaretester:in programmieren können muss?
Nein, muss man nicht, wäre aber geil. Wenn man Tests für das automatische Testen schreiben kann, ist das auf jeden Fall ein Pluspunkt. Aber auch Kenntnisse in SQL, HTML oder Hubspot sind je nach Projekt sehr nützlich. Darüber hinaus sollte man sich mit auch mit dem Thema Deployment auskennen.

Was für Skills sollte man sonst noch so mitbringen?
Einer der wichtigsten Eigenschaften ist – meiner Meinung nach – dass man verdammt nett sein und Spaß an der Kommunikation mit Leuten haben muss. Man muss mit allen reden, und zwar über Sachen, die oft nicht so angenehm sind, nämlich Fehler. Das ist ja unsere Aufgabe. Wir versuchen in der Regel “Sachen kaputt zu machen”. Mit Edge Cases provozieren wir Fehler, die in der Realität so meistens nicht vorkommen. Da fliegen uns die Systeme im schlimmsten Fall um die Ohren – aber wir und die Kunden lernen dabei viel und am Ende sind alle froh, dass die Systeme so auf Herz und Nieren getestet werden und wir fast alle Fehler und Schwachstellen ausmerzen können. Und in genau solchen Situationen ist es dann besonders wichtig, im Team gut kommunizieren zu können. Jemandem zu sagen, “pass mal auf, ich habe da folgendes entdeckt … du scheinst da einen Fehler gemacht zu haben …” erfordert ein gutes Maß an Menschenkenntnis und Feingefühl. Denn gerade, wenn das Team in Stress-Situationen kommt, ist gute Kommunikation sehr wichtig.

Und welche weiteren Skills sind noch wichtig?
Man muss kreativ sein, um die Ecke denken, man muss insgesamt eine gute Allgemeinbildung haben, man muss auch gut recherchieren können. Man muss geduldig sein, die anderen nicht stressen. Man muss zuhören können und flexibel sein, da man sich immer wieder auf andere Leute einstellen muss. Man muss ein Team-Player sein, denn im Vordergrund steht immer, dass wir es gemeinsam besser machen. Dazu passt auch, dass unser nachher anstehendes Release bei uns auch Releas-Party heißt. Da sind dann nicht nur die dabei, die “müssen”, sondern alle. Klar, schaut ein Teil der Leute dann den anderen bei der Arbeit zu, aber wir machen das zusammen.

Kann man in dem Bereich auch Karriere machen? Da kann man zum Testmanager aufsteigen und wäre dann für mehrere Tester:innen verantwortlich. Dabei würde man sich dann hauptsächlich auf das Managen und weniger auf das Testen konzentrieren. Im Moment habe ich und auch meine Kollegin Tanya eine Doppelrolle, da wir sowohl testen als auch für das Release-Management verantwortlich sind.

Macht der Job denn Spaß?
Am Anfang war der Job schon recht schwer. Aber die Lernkurve war extrem steil und es fing dann schnell an, Spaß zu machen. Und mein großes Glück war und ist, meine Kollegin Tanya, die bald nach mir angefangen hat. Wir sind einfach ein tolles Team und ergänzen uns perfekt. Aber auch die anderen Kollegen im Team … das macht einfach Spaß. Mit einigen von ihnen, mit den ich nicht eh dauernd spreche, habe ich einen regelmäßigen Austausch. Gute Kommunikation ist mir wichtig. Das tut mir, dem Team und dem Projekt gut.

Danke für Das Gespräch, Christian!

Christian Hoffman ist Diplom Pädagoge mit Background im sozialen Bereich und seit 2021 Software-Tester, Release-Manager und Customer Help Manager bei mediaworx.

 

 

Jördis Anderson

Jördis ist Senior UI Designerin und hilft Kunden Produkte und Services zu entwickeln. Dabei fühlt sie sich im strategisch planerischen genauso zu Hause wie in der praktischen Zusammenarbeit mit Frontend-Entwickler:innen.

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