AlinaAuch dieses Jahr hat es an Klimbim nicht gefehlt, als die Giganten des digitalen Marketing sich im Hotel Andel’s in Berlin zum karlsCORE Public Seminar trafen, um über (mehr oder weniger bahnbrechende) Neuerungen zu debattieren und sich über Best Practices auszutauschen. In zehn Fachbeiträgen konnten die knapp 200 Besucher aus ganz Deutschland E-Commerce und Online-Marketing Insights gewinnen und bei unendlich viel Essen auf Tuchfühlung mit Artgenossen gehen.
Meine Highlights:
Die besten E-Commerce-Insights
Am meisten nackte Haut zeigte Constantin Rehberg, Head of E-Commerce bei der A & O Hotelgruppe, die übrigens als erste Hotelgruppe Bitcoins als Zahlungsmittel akzeptiert (#future #OMG). Mit konkreten Daten, Zahlen und Fakten führte er seine ausgetüftelte, vielschichtige Strategie vor Augen, das neu eröffnete A&O Hotel in Venedig trotz digitaler Stolpersteine maximal auszulasten und sich gleichzeitig frei von Booking.com und deren drakonischem Provisionsmodell zu machen.
Das beste Suchmaschinen-Wissen
Zwar war der Vortrag vom Co-Founder und Geschäftsführer der trust in time UG, Marcel Schrepel, nicht länger als die der anderen Speaker, jedoch hat er tiefe, detaillierte Einblicke sowohl in den russischen Markt als auch die in Russland sehr beliebte Suchmaschine Yandex geboten. Besonders aufschlussreich war der konstante Vergleich von Gemeinsamkeiten (viele) und Unterschieden (nicht so viele) zwischen Yandex und Google und ihren jeweiligen Sets an Tools und Produkten.
Conversion Rate Optimierung never dies
Nils Kattau, serial Gründer und Geschäftsführer mehrerer erfolgreicher Unternehmen, unter anderem der Conversion Lift UG (heute Teil von Leap.de), hatte einen 20-Punkte-Plan für mehr Conversions dabei. Wer sich noch nie mit dem Thema befasst hat, hat mit den Tipps schon einige Conversion Quick Wins an der Hand. Doch auch für die „alten Hasen“ waren bei den belegbaren Conversion Hacks noch neue Tipps dabei, beispielsweise einmal Formulare auf mobilen Seiten mal im Landscape-Modus zu testen und sich anschließend zu schämen.
Super-Takeaway des Seminars:
„Weg mit Slider-Elementen!“ – Nils Kattau
Fünf Fragen an Karl Kratz
Wir haben uns den erkälteten, aber überaus freundlichen und nahbaren Karl Kratz gekrallt (höhö) und ihm fünf Fragen gestellt:
Was wird 2018 das wichtigste Topic im Online Marketing?
Themen wie Chatbots, Sprachsuche, aber auch „künstliche Intelligenz“ im Sinne von „Daten in Verbindung mit dynamischen Regeln“, werden 2018 weitaus interessanter und wichtiger werden, als beispielsweise „Wo kriege ich den nächsten Backlink her?“
Was ist das bekloppteste Marketing Buzzword, das dir spontan einfällt?
Da gibt es eine schöne Bandbreite. „SEO-Text“ ist krass, oder „Content Marketing“. Wir sollten solange nicht über Content Marketing reden, bis Menschen auch in der Lage sind, die betriebswirtschaftliche, bzw. die Controlling-Komponente darin unterzubringen und das Testing. Ohne Testing digitaler Inhalte fehlt die Controlling-Komponente und dann brauchen wir nicht von Marketing sprechen, da sprechen wir von Text mit Bild und Link.
Mit immer größeren Knowledge Graphs und Rich Cards, welche Chancen hat man überhaupt in Zukunft, noch im sichtbaren Bereich zu landen?
Die am häufigsten und nicht beachtete Methode ist Unterschiedlichkeit. Wenn jemand Bank eingibt, geht bei Google die Hölle los. Meint er die Einstiegsmöglichkeit auf der Hauptplatine, was zum drauf sitzen oder Geld? Die Unterschiedlichkeit ist eigentlich die Einstiegskarte in die Top 10.
Wie lange werden Backlinks noch so ein wichtiger Faktor sein?
Solange es Suchsysteme gibt, die irgendeinen Algorithmus auf Backlinks basieren lassen.
Wenn du den Google Algorithmus beeinflussen könntest, was würdest du ändern?
Wahrscheinlich gar nichts, es ist ja schon gut so wie es heute ist. Ich würde was anderes ändern: Ich würde den Einfluss von Google auf meine eigenen Webseiten reduzieren.
Also wäre deine empfohlene Strategie immer Kanaldiversifizierung, um sich nicht von Google abhängig zu machen?
Auf jeden Fall. Wir machen das bei uns selbst kontinuierlich, indem wir jedes Jahr Kanäle austauschen. 2004 haben wir onlinemarketing.net komplett deindexiert, dieses Jahr sind wir auf LinkedIn nicht, nächstes Jahr wollten wir eigentlich Google+ als Kanal abschalten, aber das können wir uns ja jetzt sparen. Die Karlkratz.de, über die sechsstellige Umsätze laufen, werden wir definitiv auf noindex setzen, um durch diese Strategie der Selbstbindung dafür zu sorgen, dass wir weiterhin andere Kanäle evaluieren.
Super-Zitat des Seminars:
„Ohne Daten sind wir alle nur Menschen mit Meinungen.“ – Karl Kratz
Simple Antworten auf komplexe Probleme scheinen das aktuelle Mantra der deutschen Digital-Community zu sein. Es mag Online Marketing Professionals fast langweilen, immer wieder dieselben Conversion Hacks und E-Mail-Marketing-Strategien gepredigt zu bekommen, aber die digitale Transformation ist bei deutschen Unternehmen noch lange nicht abgeschlossen und es muss sich eben immer wieder mit denselben vermeintlichen Basics auseinandergesetzt werden, bis sie sitzen. Solange nach Bauchgefühl gearbeitet wird, solange SEO und Content Marketing nicht verstanden sind, solange derselbe Newsletter zur selben Zeit an alle Empfänger geht, wird auf Veranstaltungen wie dem karlsCORE Public Seminar dasselbe gepredigt werden.
Top:
+ Diversifizierte Speaker-Auswahl
Aus jeder Fachrichtung des digitalen Marketings was etwas dabei – sowohl auf Unternehmens- als auch auf Agenturseite
+ Keine Schlange vor der Damentoilette
Da kaum Damen anwesend waren
+ Großer Themenanteil für Anfänger oder Fachfremde
Super Impulse für jeden Besucher
+ Cupcakes!!!!!
Flop:
– Die Infos zur Veranstaltung
Da kommt man sich schon wie ein Silver Surfer vor, wenn man einfach vorab keine Infos zu Themen, Speakern und Timetable findet.
– Die Selbstbeweihräucherung
Es muss nicht jeder Beitrag mit „Ich bin ein Guru und deshalb müsst ihr mir zuhören“ beginnen. Es reicht als Daseinsberechtigung, dass ihr als Speaker eingeladen wurdet. Selbstmarketing ist in der Branche unabdinglich, aber es nützt mir nichts zu erfahren, dass du am Vortag schon auf SEO-Event XY einen Vortrag gehalten hast und dass du deinen Brudi aus dem Publikum aufzählen lässt, was du alles Tolles machst. Bring mir lieber was Neues bei.
– Old News, die schon seit zwei-drei Jahren Best Practice sind (bzw. sein sollten)
Newsletter sollten neuerdings also segmentiert, personalisiert und auf die Customer Journey abgestimmt werden? 2015 hat angerufen und will seine Breaking News zurück.
Alles in Allem also ein gelungenes, abgerundetes Event. Hatte ich erwähnt, dass es Cupcakes gab?
Saskia Krause
mediaworx berlin AG
Roland Lindner
Danke für den Recap. Freut mich, dass Dich die Cupcakes glücklich machen konnten – viel wichtiger als so ein alter “2015er-Ramsch-Everletter”, der Umsatzzahlen verdreifacht … wenn man es richtig macht. 😉
Das ich aus meinem Team in den letzten Jahren bereits ein halbes Dutzend meiner Kollegen zum karlsCORE Event geschickt habe, ist eigentlich aussagekräftig genug. Daran wird sich auch 2018 nichts ändern.
“Alles in Allem also ein gelungenes, abgerundetes Event.”
Diesem abschließenden Fazit von Alina muss man eigentlich auch nichts mehr hinzufügen…
Mag ja sein, dass Viele geschnallt haben, wie man es machen sollte … Aber in der Praxis werden noch in den meisten Firmen eigens gebastelte Newsletter versendet. Gründe gibt es viele – von”das haben wir schon immer so gemacht” bis zu “keine Ahnung wie das komische Tool funktioniert.” Und genau deshalb sind diese “Old News” keineswegs fehl am Platz :).
Liebe Anne,
es freut mich, dass der Artikel dich erreicht hat und du dir die Zeit genommen hast, mir Feedback zu geben. Ich teile deine Meinung voll und ganz, was auch im Fazit des Artikels auftaucht:
“Solange nach Bauchgefühl gearbeitet wird, solange SEO und Content Marketing nicht verstanden sind, solange derselbe Newsletter zur selben Zeit an alle Empfänger geht, wird auf Veranstaltungen wie dem karlsCORE Public Seminar dasselbe gepredigt werden.”
Natürlich sind diese “Old News” keineswegs fehl am Platz, sondern wichtig für eben jene, die ihre Potenziale noch immer nicht voll ausschöpfen, obwohl schon seit Jahren von Segmentierung und Personalisierung gesprochen wird.