Server-Side Tracking – eine Lösung gegen Datenverlust

In Zeiten, in denen Daten eine wichtige Rolle spielen, wird die Einführung fortschrittlicher Tracking-Strategien immer wichtiger, um das Nutzerverhalten zu verstehen und den Conversion Funnel zu verbessern. 

 Mehr als 35 Millionen Websites weltweit nutzen Google Analytics, um ihre Besucher zu analysieren. Zu diesem Zweck wird ein Skript entweder direkt in den Quellcode der Website oder über den Google Tag Manager eingefügt.  

Diese Tracking-Methode stößt jedoch allmählich an ihre Grenzen – daher das wachsende Interesse der Marketers für Server-Side Tracking. 

Warum brauchen wir Server-Side Tracking? 

Bevor wir über das Server-Side Tracking sprechen, müssen wir zuerst einmal wissen, wie Tracking derzeit durchgeführt wird. Die herkömmliche Methode funktioniert auf Basis einer Client-Side Umgebung, wo der Großteil des Trackings stattfindet.  

Eine Client-Side Umgebung bezieht sich auf einen Webbrowser oder ein Tool wie Google Tag Manager (GTM), welche Tracking-Codes oder Pixel ausführen und direkt mit den Servern von Drittanbietern kommunizieren.  

Du installierst zum Beispiel ein Facebook-, Google Analytics- oder Google Ads-Pixel auf deiner Website mit GTM, welches anschließend Daten an die Facebook- oder Google-Server sendet. 

Client-Side Tracking

Diese Methode ist in vielerlei Hinsicht problematisch: 

  • Indem du verschiedene Tracking-Snippets in deiner Website einfügst, erhöht sich die Ladezeit. Da die Ladezeit ein wichtiger Ranking-Faktor für Suchmaschinen darstellt, ist dies nicht unbedingt der beste Ansatz. 
  • Im Hinblick auf den Datenschutz führt die direkte Kommunikation mit Anbietern über den Browser dazu, dass der Anbieter wesentlich mehr Informationen von dir einsehen kann, als er eigentlich erhalten darf z.B: die IP-Adresse. Beim Client-Side Tracking hast du keine vollständige Kontrolle über die von dir übermittelten Daten an den Anbieter. 
  • Die Datenqualität wird durch die zunehmende Verwendung von Adblockern und die Implementierung von ITP (Intelligent Tracking Prevention) in Browsern wie Safari, Firefox oder Edge beeinträchtigt. 

Um die Menge an Daten, die bei der Verwendung von Client-Side Tracking verloren geht, besser zu veranschaulichen, sollten wir uns einige Daten ansehen: 

1- Anteil der Besucher, die einen Browser verwenden, der Cookies von Dritten blockiert 

Nutzer je Browser

Nach aktueller Datenlage ist Chrome der meistgenutzte Browser. Wenn wir jedoch den Prozentsatz der Besucher zusammenzählen, die einen Browser verwenden, der Cookies von Drittanbietern blockiert (Safari, Mozilla, Microsoft Edge), stellen wir fest, dass dies 57 % des Traffics auf dieser Website betrifft. 

2- Die Verwendung von Adblockern 

Ein Hootsuite-Report zeigt, dass 42,7 % der Internetnutzer Adblocker verwenden. 

3- Akzeptanzrate von Cookie-Bannern 

Die Zustimmungsrate variiert je nach Branche, Markenvertrauen oder Bannergestaltung, sodass es schwierig ist, eine allgemeine Aussage zu treffen. Laut Jan Winkler von consentmanager.net schwankt die Opt-in-Rate auf Kunden-Websites zwischen 20 % und 65 %. 

 

Alle 3 Punkte haben eine Sache gemeinsam: die drastische Reduzierung der Daten. Die angeführte Grafik von Jentis, den wir kürzlich interviewt haben, stellt eine anschauliche Zusammenfassung dieser Problematik dar. 

Datenverlust nach Jentis-Studie

Aufgrund von Cookie-Zustimmung, Adblockern und ITP bleiben uns lediglich 35 bis 45 % an verwertbaren Daten. Die Webanalyse ist keine exakte Wissenschaft, aber mit mehr als die Hälfte an verlorenen Daten wird das Client-Side Tracking unzuverlässig – und unzuverlässige Daten führen im schlimmsten Fall zu falschen Marketingentscheidungen. 

Im Moment ist Google noch nicht dem Schritt anderer Browser gefolgt (Blockierung von Drittanbieter-Cookies). Aber, Freue dich nicht zu früh, denn das wird sich im Jahr 2023 ändern. Da Chrome ein sehr wichtiger Browser ist, wirst du bald noch mehr Daten verlieren, wenn du dich weiterhin auf Client-Side Tracking verlässt. Daher ist es definitiv von Vorteil, jetzt schon über Server-Side Tracking nachzudenken. 

Was ist Server-Side Tracking? 

Server-Side Tracking ist einfach formuliert das Tracking über eine Serverumgebung, die dir gehört und über welche du die volle Kontrolle hast. Anstatt, dass dein Browser oder GTM die Daten direkt an die Tools von Drittanbietern sendet, werden diese Daten an deinen Server gesendet, den du eben vollständig kontrollierst.  

Du kannst diese Daten dann einsehen, sie validieren und alles tun, was du willst, bevor du sie an die Anbieter weitergibst. Um den Mechanismus besser zu verstehen, lass ihn uns noch einmal visualisieren. 

Server-Side Tracking

Wie du siehst, ist der Tracking-Server ein Puffer zwischen deiner Website und den Anbietern. Diese Option bietet mehr Datenhoheit und Kontrolle. Anstatt Daten vom Webbrowser zu sammeln, werden die Events auf der Serverseite gesammelt, bis sie an die Anbieter gesendet werden.  

Diese Methode ist nicht neu, wird aber aufgrund zunehmender Nachteile des Client-Side Trackings immer beliebter. 

Was sind die wichtigsten Vorteile des Server-Side Tracking? 

Wenn ein Nutzer auf deiner Website landet, muss er aufgrund der DSGVO-Regeln zunächst seine Zustimmung zu Tracking-Cookies geben. Lehnt er sie ab, verlierst du etwa 20% der Daten.  

Wenn der Nutzer außerdem Adblocker verwendet und von einem Browser wie Safari kommt, auf dem ITP installiert ist, um Cookies von Drittanbietern zu blockieren, verlierst du noch mehr Daten. Am Ende hast du Daten, die für geschäftskritische Entscheidungen nicht relevant sind. Dieses Problem lässt sich mit Server-Side Tracking lösen. 

Weniger Datenverlust 

Durch Server-Side-Tracking gewinnen Sie bis zu 40 % der Daten zurück. Jetzt fragst du dich vielleicht, wofür man mehr Daten braucht? 

  • Du benötigst mehr Daten für Google Ads, damit die durch Google optimierten Ad-Kampagnen besser performen 
  • Du benötigst mehr Analytics-Daten um die Marketing-Performance aller Kanäle zu bewerten und zu optimieren 
  • Du benötigst mehr Analytics-Daten zur Website, um zu entscheiden, wo die Website verbessert werden soll. 

Diese Zunahme der Daten ist auf 2 Faktoren zurückzuführen 

  • Datenverlust durch Adblocker vermeiden, weil die Tracker von Drittanbietern nicht mehr im Browser des Nutzers, sondern in einem Server-Container ausgeführt werden 
  • Besserer Datenschutz: Du kannst ITP-Systeme vermeiden, indem du deinen Server als Subdomain einrichtest. Daraus resultiert, dass all deine Aktivitäten nicht als Tracking-Methode angesehen werden, da es auf deiner eigenen Domain geschieht (First-Party-Kontext) 

Allerdings ist für das Server-Side Tracking immer noch die Zustimmung des Nutzers erforderlich 

Einhaltung der DSGVO 

Wenn du Server-Side Tracking verwendest, solltest du trotzdem einen Cookie-Banner verwenden, um die Zustimmung der Nutzer einzuholen. Außerdem kannst du die Daten einsehen, bevor du sie an die Anbieter sendest und nur die Informationen an die Ad-Plattformen übermitteln, die du willst. 

Wenn du eine Lösung wie Google Cloud Platform nutzt, hast du die Wahl, wo die Server stehen sollen. Du kannst wählen, ob du die Daten auf einem Server in der EU speichern willst. 

 Ladezeiten reduzieren 

Wenn du mit dem Google Tag Manager Client-Side Tracking durchführst, muss zum Beispiel ein Facebook-Tag erstellt werden, um Informationen an den Facebook-Server zu senden. Wenn du also verschiedene Tools hast, an die du Informationen senden willst, musst du mehrere Tags erstellen.  

Das Problem bei diesem Ansatz ist, dass die Geschwindigkeit deiner Website durch die Verwendung verschiedener Skripte sinkt. Beim Server-Side Tracking kannst du weniger Pixel im Frontend laden, was zu schnelleren Ladezeiten führt. 

Datenanreicherung 

Du kannst Ereignisse aus mehreren Quellen an deinen Tracking-Server senden und auf diese Weise die Customer Journey konsolidieren. 

Was sind die Nachteile des Server-Side Trackings? 

Neben den zahlreichen Vorteilen muss man die Umstellung auf Server-Side-Tracking auch kritisch betrachten: 

  • Technische Umsetzung 

Du brauchst einen Server, um Server-Side Tracking zu betreiben. Man kann einen eigenen Server erstellen, einen Server eines Drittanbieters verwenden oder den Google-Server nutzen. Die Google-Lösung ist etwas einfacher, aber immer noch recht technisch. 

  • Die Kosten 

Wenn du dich zum Beispiel für den Google-Server entscheidest, brauchst du je nach der Anzahl der Besucher auf deiner Website pro Monat 1 oder mehr Server. Laut der Google-Dokumentation kostet 1 Server 40 $ pro Monat. Google bietet sogar die Funktion der automatischen Skalierung an, damit du das Budget optimieren kannst. 

Muss man Server-SideTracking einrichten? 

Aufgrund von Adblockern, Cookie-Einwilligungen, ITP (Intelligent Tracking Prevention) und dem bevorstehenden Ende von Drittanbieter-Cookies in Chrome wird es immer schwieriger, genaue Daten zu sammeln.  

Deshalb musst du unbedingt über neue Wege nachdenken, wie du die Nutzer auf deiner Website tracken kannst. Server-Side Tracking gibt dir diese Möglichkeit. Du hast verschiedene Möglichkeiten: 

  • Du kannst deinen eigenen Server einrichten, aber das ist komplex und erfordert ein technisches Team, welches diesen verwaltet. Du bist jedoch nicht auf einen Drittanbieterdienst angewiesen, 
  • Du kannst einen Server eines Drittanbieters wie AWS (Amazon-Cloud) verwenden, 
  • Du kannst dich für die Google-Cloud-Plattform entscheiden, die die benutzerfreundlichere Option ist. 

Mit der Google-Lösung kannst du nicht nur einen Server in Europa einrichten, sondern auch die GTM-Client-Side mit der GTM-Server-Side kombinieren, um die Verwaltung der Tags zu vereinfachen.  

Es sollte jedoch beachtet werden, dass sich die Lösung noch in der Beta-Phase befindet. Daher gibt es noch nicht genügend Funktionen. Dennoch ist es empfehlenswert, das Tool zumindest zu testen und sich damit vertraut zu machen. 

Was braucht man für die Einrichtung der GTM-Server-Side Tracking? 

  • GTM-Webcontainer 
  • GTM-Server-Container 
  • Ein Google-Cloud-Konto 

Sobald du das alles vorbereitet hast, musst du das tun: 

  • Den Server in deinem Google-Cloud-Konto installieren 
  • Eine Subdomain für deinen Server erstellen 
  • Einige Einstellungen in deinem GTM-Webcontainer anpassen 
  • Tags in deinem GTM-Server-Container erstellen, um Daten an Drittanbieter-Tools zu senden 

Das sind die Schritte, die du zur Einrichtung des Server-Side Trackings ausführen musst. 

Brauchst du Hilfe bei der Einrichtung? 

Wenn du dich für diese Art des Trackings interessierst, aber nicht die Ressourcen hast, um damit zu arbeiten, können wir dir helfen, den Umstieg zu beginnen. Setze dich noch heute mit uns in Verbindung. Gerne helfen wir bei der Einrichtung eines präzisen und zukunftssicheren Server-Side Tracking mit Google Analytics 4. 

Marie Paule Kenmogne

Marie-Paule Kenmogne ist SEO und Web Analytics Consultant bei mediaworx. Sie hilft Unternehmen nicht nur dabei, mehr organischen Traffic zu generieren, sondern analysiert auch das Nutzerverhalten auf ihren Websites. Sie hat folgende Kompetenzen: Onsite-Optimierung, Implementierung von Tracking mit Google Tag Manager und Reporting mit Datastudio.

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