Sind Start-ups die besseren Versicherer?

Vor ein paar Monaten mussten mein Freund und ich eine Haftpflichtversicherung für unseren frisch adoptierten Hund abschließen. Nach einigen Recherchen entschieden wir uns für ein Angebot von Adam Riese. Ich wusste, dass die Kosten der Versicherung von der Rasse des Hundes abhängen. Doch alles, was wir über unseren Hund wussten war, dass es sich um eine Dackelmischung handelt. Ob das als Information ausreichen würde?

Tatsächlich war das gar kein Problem. Nachdem ich online einige Fragen beantwortet habe, konnte ich per Drag & Drop ein Foto meines Hundes hochladen. Das Hundeerkennungs-Tool von Adam Riese spuckte daraufhin in wenigen Sekunden vergleichbare Rassen und den Preis der entsprechenden Police aus. Et voilà: Schon hatten wir eine Hundehaftpflichtversicherung, ganz ohne Probleme!

Dabei ist Unkompliziertheit ja eigentlich nicht das Erste, das man mit Versicherungen verbindet. Ich fragte mich also: Welche Überraschungen hat die Versicherungswelt wohl noch auf Lager? Und so begann die nächste Recherche, deren interessanteste Ergebnisse ich hier teilen möchte.

Lemonades Weltrekord

Los geht’s mit einem Fund, der Versicherungskenner wohl kaum überraschen wird. Denn: Jeder, der sich schon mal mit Versicherungen beschäftigt hat, liebt Lemonade. Dadurch dass der lästige Papierkram durch Chatbots ersetzt wird und nicht beanspruchte Versicherungsbeiträge per „Giveback“ für einen guten Zweck unserer Wahl gespendet werden, erreicht Lemonade die Herzen seiner Kunden.

Und das ist längst nicht alles: Lemonade hält auch den Weltrekord in der Bearbeitung von Schadensfällen. Dank Künstlicher Intelligenz und Anti-Betrugs-Software geht das Ganze im besten Fall in bahnbrechenden drei Sekunden über die Bühne. Laut eigener Aussage werden 30% der Schadensfälle von Lemonade umgehend bearbeitet und bezahlt.

Zwei große Painpoints aus Nutzersicht – Bearbeitungszeit und Erklärungsbedarf – werden damit direkt aus dem Weg geräumt. Eine Win-Win-Situation, die viele Lemonade-Kunden von der großartigsten Versicherung der Welt schwärmen lässt!

Ottonovas Versicherung für Expats

Ja, auch ich bin einer dieser Expats – und genau aus diesem Grund freue ich mich wahnsinnig darüber, dass mittlerweile immer mehr Produkte auch auf Englisch erhältlich sind. Denn eines der vielen Probleme des Umzugs nach Deutschland ist (Überraschung!), alles, aber auch wirklich alles, ist nur in deutscher Sprache erhältlich! Selbst der Papierkram bei der Einwanderungsbehörde. Für alle, die gerade erst angekommen sind, bedeutet das Stress pur!

ottonova hat dieses Problem ganz einfach gelöst: mit einer Versicherung, die sich direkt an Expats richtet und in englischer Sprache beantragt werden kann. Informationen auf der Website? Auf Englisch. Der Kundendienst? Spricht Englisch! Und selbst eine potenzielle medizinische Untersuchung kann bei einer englischsprachigen Person veranlasst werden.

Die Zielgruppe ist bei 10,2 Mio Migranten und 400.000 Neuzugängen jährlich auf jeden Fall keine kleine Nische. Der frühe Vogel fängt auf dem Versicherungsmarkt also den Wurm. Und in diesem Fall vor allem der Vogel, der Fremdsprachen beherrscht!

Hallo, Getsafe!

Du kannst dich nicht für das Thema Versicherungen begeistern? Dann heißt der letzte Ausweg „Getsafe“. Nun gut, vielleicht ist das etwas übertrieben. Fest steht jedoch: Die App von Getsafe ist eine Augenweide – und ein Funktionstalent: Sie verbindet frisches Design mit nützlichen Inhalten, auf die man selbst als Nichtkunde zugreifen kann.

Mit dem ersten Öffnen der App ist klar: Getsafe richtet sich vor allem an Versicherungsneulinge. Hier gibt es alle „How-tos“ und Leitfäden, die man für den Einstieg in die Versicherungswelt benötigt. Artikel und Erklärvideos findet man bei Getsafe genauso wie ein Tool, mit dem sich überprüfen lässt, welche Versicherung je nach Situation nötig sein könnte.

Interessenten können hier Versicherungspolicen direkt über die App kaufen. Auch alle Informationen zum Versicherungsschutz gibt es dort direkt und unkompliziert. Selbst Fragen können ganz einfach über die App gestellt werden.

Tipp für die klassischen Versicherer: Schluss mit Langeweile!

Klar, es war noch nie so einfach eine anständige Website zu basteln wie heute. Doch Erfolg verspricht das noch lange nicht, denn: Über eine grundsolide Homepage schreibt niemand einen Blogartikel. Clever muss es sie sein, die Website, sei es im Branding, in der Verwendung von technischen Hilfsmitteln oder im Aufbau – und mindestens eine Sache, und sei es auch nur eine klitzekleine, richtig gut können!

Nachdem ich für diesen Artikel die 20 größten Versicherungsunternehmen in Deutschland und ein Dutzend Start-ups analysiert habe (und aus purer Neugier auch noch ein paar mehr), kann ich sagen: Es ist ziemlich eintönig im doch eigentlich so großen und weiten Internet, zumindest wenn es um Versicherungen geht. Dabei ist bei einem so unpersönlichen Produkt wie einer Versicherungspolice ja genau das Gegenteil gefragt: es geht ums Auffallen, um Eindruck hinterlassen!

Die gute Nachricht ist: Manchmal braucht es dafür gar nicht viel. Immerhin spreche ich immer noch von Adam Rieses Hundeerkennungs-Tool.

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Sie haben Lust auf mehr Informationen zu diesem Thema? In unserer Studie “Die Superversicherer – Die digitalen Customer Journeys der Versicherer im mediaworx-Vergleich” haben wir die Websites der großen deutschen Versicherer analysiert. In einer weiteren Studie „START-UPS & Conversion – Wie meistern kleine Versicherungsunternehmen den Produktabschluss“ fanden wir heraus, was Start-ups anders machen als etablierte Versicherungsunternehmen.

Die Start-up-Studie können Sie hier kostenlos herunterladen.

Und die Superversicherer-Studie finden Sie hier.

Veronica Rivera

is a UX Designer with experience in organizing all sort of events. She's also an expert on self-tracking and digital health. Current hobby: observing humans in Berlin. Current mission: master the pronunciation of words like “schwülstig”.

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